Das Bühnendekor setzte das Thema: Holzpalette, Säcke mit Gartenerde, Schaufeln – beim Anlass in der Werkhalle der Schoop + Co. AG in Dättwil ging es um das Thema Handwerkerinnen und Handwerker. Adrian und Franziska Schoop begrüssten die rund 150 Gäste gemeinsam und gaben ihrer Freude darüber Ausdruck, dass endlich wieder ein solcher Anlass stattfinden konnte. Sie gewährten Einblick in die Situation im eigenen Unternehmen, die sich in Sachen Fachkräfte auch nicht unbedingt rosig präsentiert. «Mitarbeitende mit normalen Stelleninseraten zu finden, ist fast aussichtslos», sagte Franziska Schoop. Darum hat das Unternehmen einen Mitarbeitendenkampagne lanciert, die durch ihre Bilder auffällt. «Wir müssen auf uns aufmerksam machen», so Franziska Schoop.
Adrian Schoop präsentierte eindrückliche Zahlen: «Gemäss dem führenden Stellenvermittler Adecco sind aktuell so viele Stellen ausgeschrieben wie noch nie. Es herrscht zurzeit ein massiv grösserer Fachkräftemangel als im Vor-Corona-Jahr 2019. Nach Angaben des Aargauischen Gewerbeverbands haben 50 Prozent der Aargauer KMU damit zu kämpfen.» Es sei zwingend, dass man auf allen Ebenen etwas gegen dieses Situation tue.
Der Anlass fand zum ersten Mal in Zusammenarbeit mit dem Bildungsnetzwerk Aargau Ost statt
Thomas Eichenberger, Leiter der Geschäftsstelle des Bildungsnetzwerks, zeigte sich hocherfreut über diesen Abend. Er sei gleich in vielerei Hinsicht ein Glückspilz: «Ich habe mit der Firma Schoop meinen Wunschpartner, hier in der Werkhalle meinen Wunschveranstaltungsort, meine Wunschreferierenden und mein Wunschpublikum.»
Fachkräftemangel ist wissenschaftlich belegt
Prof. Dr. Margrit Stamm zeigte in ihrem Referat, dass der Fachkräftemangel wissenschaftlich belegt ist. Die Zufriedenheit am Arbeitsplatz sei der stärkste Faktor für die Haltekraft eines Unternehmens, sagte sie. «Der Lohn kommt bei Befragungen nie an erster Stelle.» Grundsätzlich müssen man auf allen Ebenen aufzeigen, dass der Weg an die Hochschulen oder Fachhochschulen nicht der einzig seligmachende sei. «Natürlich hilft es nicht, wenn die OECD es als Bildungsabstieg bezeichnet, wenn Kinder eines Akademikerpaars eine Berufslehre machen.» Man könne hier geradezu von einem Bildungssnobismus reden. «Wir müssen am Image der handwerklichen Berufe arbeiten – wir alle.» Zudem seien Berufswechsel gerade bei jüngeren Menschen nichts Besonderes. «Wir müssen dies verstehen und Quereinsteigerangebote schaffen, um auch in Zukunft auf gut ausgebildetes Fachpersonal zählen zu können.»
Im anschliessenden Podiumsgespräch diskutierte Margrit Stamm mit Joachim Lorch, CEO der Hächler Gruppe, und den beiden Schoop-Mitarbeitern Janick Matzelt und Thomas Zbinden unter der Leitung von Katia Röthlin. Joachim Lorch bestätigte die Aussagen von Margrit Stamm. «Wir versuchen, den Mitarbeitenden früh Verantwortung zu übergeben und auch ausserhalb der Arbeit etwas zu bieten. So organisieren zum Beispiel die Lernenden jeweils das Sommerfest für rund 450 Personen.» Auch Janick Matzelt und Thomas Zbinden schätzen es, dass sie sich innerhalb des Unternehms weiterentwickeln können. «Das Wichtigste für mich ist das Team, das Umfeld. Wenn das stimmt, dann muss ich nicht den Job wechslen, denn die Arbeit ist überall ungefähr die gleiche», sagte Thomas Zbinden. Janick Matzelt ist froh, dass er sich nach einem halben Jahr Kanti für eine Spenglerlehre entschieden hat. «Mir gefällt meine Arbeit, die Abwechslung und dass ich Verantwortung übernehmen darf», sagt er. «Teilzeit wird sicherlich auch in handwerklichen Berufen immer mehr zum Thema – da müssen die Unternehmen reagieren.» Das sieht auch Joachim Lorch so. Genervt ist er allerdings über die Homeoffice-Diskussion. «Das betrifft nicht einmal 50 Prozent aller Angestellten in der Schweiz – die anderen können ihren Job gar nicht im Homeoffice erledigen, und trotzdem wird so viel darüber geredet.» Die Runde war sich in der Diskussion einig: Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, braucht es Bestrebungen auf allen Ebenen – und gute Vorbilder. Man müsse die Berufe attraktiv präsentieren, zum Beispiel auf Social Media. Auch Veranstaltungen wie die SwissSkills helfen, Berufe bekannt zu machen.
Schlusswort
«Wir wissen jetzt, dass wir kreativ sein müssen – also eigentlich nicht ganz normal sein dürfen. Das passt gut zu uns», sagte Adrian Schoop bei der Verabschiedung mit einem Schmunzeln. Dabei wies er auf das Gästegeschenk hin – einen Hammer mit der Aufschrift «Schoop der Hammer». Er dankte den Beteiligten für die interessante Diskussion. Franziska Schoop lud alle ein, beim Apéro die Gelegenheit zu nutzen sich auszutauschen. Es wurde bis spät nachts diskutiert, und einige versuchten sich mit ihrem neuen Hammer gar beim Nägel-Einschlagen.
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